116 Denken steuert Fühlen

Nun, ganz so einfach geht es natürlich nicht. Aber immerhin:

Auch wenn man es sich nicht direkt aussuchen kann, welche Gefühle das Unterbewusste einer Situation gegenüber im inneren Kosmos unseres Denken und Fühlens entstehen lässt, so ist es doch möglich auch hier, man möchte meinen _sogar_ hier, in diesen innersten der unserem bewussten Geist bekannten Gefilden bis zu einem gewissen Grad bewusst steuernd und moderierend einzugreifen und wenn schon nicht zu kontrollieren, so zumindest doch _auszuwählen_ und zu Gewichten, nämlich, welchem Gefühl man den Vorrang geben will, welche Attitüde mehr Beachtung finden soll und welche weniger, welche Sichtweise und emotionale Bewertung einer Situation man als zielführend und zweckdienlich erachtet und welche weniger.

Freilich benötigt jede solche Veränderung eine ganze Reihe von Fähigkeiten. Es sind dies jene, die auch in der bewussten Formung unseres Verhaltens ebenso wie unseres Denkens, das wie wir gesehen haben im Grunde ein ‚inneres Verhalten‘ darstellt notwendig und hilfreich sind:

– eine gewisse Übung darin, Veränderungen am eigenen Denken zu praktizieren. Vor allem die Distanz zu sich selbst, sich beständig aus der Warte eines Dritten zu beobachten und das eigene Handeln, Denken und Fühlen kritisch zu untersuchen. Man nennt diese Fähigkeit gemeinhin ‚bewusstes‘ Handeln, da man sich dabei seiner selbst bewusst ist und sich bereits aus dieser Perspektive der dritten Person betrachtet.
– eine gewisse Disziplin, kontinuierlich zu intervenieren, wenn sich die gewünschte Haltung nicht einstellt und bewusst und gewohnheitsmäßig in Richtung auf die gewünschte Haltung zu schieben
– ein hohes Maß an Bewusstheit in jeder Situation, gerade auch in spannungsgeladenen, emotionalen, eine Kontrolle erschwerenden Stresssituationen
– die Fähigkeit ein solches Ziel über Wochen und Monate stillschweigend und für sich voranzutreiben
– der Glaube an die Möglichkeit mit einem solchen Tun für sich selbst und für das eigene und die damit verbundenen Leben einen Unterschied erwirken zu können.

Dies und noch mehr ist notwendig, da es ich bei solchen Veränderungen der eigenen inneren Vorgehens- und Funktionsweisen um die Änderung von _Gewohnheiten_ handelt. Diese lassen sich aber nicht durch noch so kluge Einsicht oder einmalige entschiedene und verstandesmäßig durchdrungene Intervention erreichen, sondern nur über den _langen_ Weg, den beschwerlichen der kontinuierlichen Wandelung in kleinen Schritten. Es geht darum, sich eine neue _Gewohnheit_ anzutrainieren.

Und dazu erforderlich ist natürlich eine klare innere Haltung, welchen Gefühlen man unter den vielen verschiedenen, die sich in jeder Situation aufdrängen den Vorrang zu geben gedenkt. Gerade dieser Punkt ist oft unklar und diffus entwickelt, obwohl es doch völlig offenkundig ist, dass es die guten, die förderlichen, die erbaulichen, die das eigene und das Gemeinwohl zu verbessernden Gefühle sein sollten, auf die man den Fokus legen sollte.

Doch bereits an dieser elementaren und im Grunde sehr einfachen und klaren Stelle scheitern viele. Gerade an diesem neuralgischen Punkt ist oft die Verwirrung sehr groß. Denn genau hier …

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