238 Archäopteryx – Der Urvogel a.D.

Eine wahrhaft historische Fehlinterpretation.

Bei mir hing der berühmte Archaeopteryx – oder wenigstens ein Druck davon – jahrelang im Büro. Als Zeichen für meine Begeisterung für die Naturgeschichte, für die Faszination durch die zwei einfachen Wirkprinzipien der Evolution (Mutation und Selektion) die Entstehung des so außerordentlich komplexen und mit solch faszinierender Detailtiefe perfektionierten Baumes des Lebens regelrecht verstehen zu können, statt lediglich in Erstaunen und Bewunderung vor dem Entstandenen zu erstarren.


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Als Symbol auch für die Richtigkeit der Evolutionstheorie und die Leistungskraft der Paläontologie, als Ikone der Naturwissenschaft und ihrer Erfolge per se, bei der Erklärung der gesamten Entstehung und Entwicklung des Lebens war der Ur-Vogel ideal.

Und in der Tat war der Archäopterix viele Jahrzehnte lang eine Ikone der Evolution, weil er nämlich ein ganz wichtiges Thema adressierte: das des ‚Missing Link‘. Evolution handelt letztlich von Veränderung, davon, dass aus einer Art im Laufe von Jahrmillionen eine oder mehrere andere Arten entstehen können und sich so der Baum des Lebens aufspannt – und der beste Beweis für Veränderung sind Zwischenstadien, Lebewesen, noch halb die alte Art aber auch schon halb die neue Art und deren charakteristische Merkmale in einem Lebenwesen in sich tragen. Das ‚Missing Link‘.

Und dieses Lebewesen heißt nicht umsonst so! Denn meistens fehlten (missing) diese Verbindungsglieder (Links). Und zwar die zwischen den Arten. Also etwa ein Tier, das halb Fisch und halb Amphib war – wie etwa der Quastenflosser Coelacanthus, der für ein solches Missing Link gehalten wurde, bis ein aktuelles Exemplar in der Tiefsee vor Madagaskar mit einem Schleppnetz gefangen wurde…

Und umso begeisterter war man, wenn man so ein solches Verbindungsglied (Link), in diesem Fall zwischen Dinosaurier und Vögeln, glaubte gefunden zu haben. Aber Skepsis, wir hören Dir schon trapsen…

In aller Regel war nämlich kaum ein Fossil zu finden, das verschiedene Tierarten miteinander verband, also den Übergang von einer Art zu einer anderen darstellte. Was die Evolutionstheorie in Bedrängnis brachte, denn was nützt die schönste und plausibelste Erklärung, wenn man keine Beweise dafür finden kann. Was wiederum die Gegenseite, die Kleriker und Kreationisten, stets gern gleich als Beweis für die *Falschheit* der Evolutionstheorie missbrauchen und freudig das Lied von der Schöpfung in Sieben Tagen trällerten.

Und dann fand man den Archäopteryx, eine Eidechse mit Federn, praktisch halb Echse, halb Vogel und damit klar ein Zwischenstadium zwischen den Echsen – insbesondere den seinerzeit vor 150 Mio Jahren die Erde beherrschenden Schrecklichen Echsen, also den Dinosauriern – und den Vögeln. Juhuu ein Missing Link war gefunden! Dieser Link war nun nicht mehr ‚missing‘, praktisch ein Found Link. Vögel hatten sich aus den Echsen entwickelt, so die Diktion dieses Fundes.

Doch leider: zu früh gefreut. Das Undenkbare geschah: Neuere Funde seit den 1990er Jahren zeigen immer deutlicher, dass die Sache umgekehrt lag. Man hatte mit Zitronen… Der Archäopteryx ist nur einer von vielen vielen Dinosauriern, die Federn hatten. Er ist mitnichten eine besondere Form, ein Missing Link, sondern einfach Teil einer riesigen Gruppe von Dinosauriern, die alle Federn hatten. Denn…

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