Gedankenspiele 3

Warum sollte einen das Thema ‚Religion und Wissenschaft‘ heute noch interessieren? Ist das nicht ein sehr eingeschränktes Themengebiet? Nein ist es nicht und hier ist warum: Beim Thema Religion, religiöse Gefühle und Glaube und der Begründung, Rechtfertigung derselben, geht es um nicht weniger als den Widerstreit im Menschen zwischen unbegründetem Glauben an etwas, der dazwischen stehenden Intuition und dem Verstand auf der anderen Seite.

Es handelt sich also um ein Thema, das in der psychischen Grundstruktur des Menschen aus unterbewussten Gefühlen und bewusstem Verstehen sehr grundlegend und dabei sehr entscheidend ist. Will der Mensch sich unbewiesenen Vermutungen oder intuitiv subjektiv erfahrbaren aber vielleicht auch fehlinterpretierbaren Glaubenssätzen hingeben, die nicht selten von Autoritäten, wie den institutionalisierten Religionen und Kirchen für ihn vorformuliert werden, oder will er aufgeklärt seinem eigenen Verstand folgen und sein eigener Herr sein.

Diese Frage wird umso brisanter, als letztere Variante ihn ein Stück weit aus dem Eins-Sein mit der Welt und seiner (Glaubens-) Gemeinschaft herauslöst und diese Freiheit, diese Unabhängigkeit, diese Individualität zwar Möglichkeiten eröffnet, aber auch Verunsicherung und Angst verstärken vermag. Gar nicht zu reden von der subjektiv empfundenen Sicherheit, die die Vorstellung bewirkt, geliebtes Abbild eines Gottes zu sein, verglichen mit dem Pendant, das die Wissenschaft und das Verstandesdenken auf der anderen Seite zu bieten hat, nämlich ein unbedeutender Sack Wasser auf einem x-beliebigen Fels-Stäubchen am Rand einer Durchschnittsgalaxis zu sein. Und diese Degradierung soll nur und ausschließlich zwecks der Freude an der objektiven also intersubjektiv erfahrbaren Wahrheit ertragen werden.

Wir sehen, die Frage nach Religion und Wissenschaft ist mitnichten eine akademische oder unserer Lebenspraxis ferne, sondern eine Frage nach der eigenen Überlebensstrategie: wollen wir uns Meinungsmachern, wie den Kirchen und ihren Organen ausliefern, Meinungsmacher, zu denen mitunter auch Ideologen von Politischen Strukturen gehören mögen, oder wollen wir uns auf unseren Verstand und die Kraft der klaren objektiven Sicht auf die Dinge verlassen und selbst unser Schicksal in die Hand nehmen.

Manche Dinge zeigen ihr Wahres Gesicht erst nach einiger Zeit. In der Rückschau lässt sich gut die Qualität mancher Analyse und darauf aufbauender Prognose bestimmen und damit die Qualität des Gesagten belegen – oder widerlegen. Schauen wir zurück…

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Gedankenspiele Classics

Wer glaubt, die Religionen im säkularen Europa als nicht mehr relevant und ohne realen Einfluss ignorieren zu können, der irrt. Nach wie vor stellen die Religionen eine nicht zu unterschätzende weltliche Macht dar mit politischem und moralischem Gewicht und als Konzept ein immer wieder aufflackerndes Feuer von Verstandesfreiheit und Fanatismus.

Dazu kommt, dass auch gebildete und klar zu denken fähige Menschen sich oft genug verwirrenderweise im Zweifel dafür entscheiden, zu erklären, sie glaubten das, was in der Bibel steht Wort für Wort oder sähen es wenigstens als ein weises Gleichnis mit nennenswertem Informationsgehalt an. Schlimm ist dabei, sie konstatieren nicht allein dergestaltes, sie dulden entsprechendes Handeln und Entscheiden, sie wünschen entsprechendes Normengerüst und prägen damit Politik und Erziehung in einer Weise die den Widerspruch der sachlich hier Richtigen aber im großen Gesamten politisch falschen findet.

Damit hat die Kirche nach wie vor einen Fuß in der Tür, wie z.B. in der Diskussion ob die kreationistische Lehre vom Intelligent Design in der Schule und dort sogar im Biologieunterricht gelehrt werden – und damit massiv zur Verdummung der Schüler von Staats Seite beigetragen werden soll – an Schlüsselstellen unserer Zivilisation wieder entscheidenden Einfluss auszuüben.

Ein Verständnis, welche Denkweisen sich hinter den mythisch angehauchten und von Floskeln durchdrungenen religiösen Formeln verbergen, welche Ziele und welcher Machtanspruch verfolgt wird, ist auch im 21. Jahrhundert für das politische Weltbild relevant.

Nicht zuletzt der gewaltsame und verstärkt von faschistischen Tendenzen durchsetzte Islamismus bringen weltweit die Frage auf die Tagesordnung, wie es gehen kann, aus einem klugen Menschen einen Selbstmordattentäter zu machen und in welchem Umfang sich Christentum, Judentum und Islam sich hier unterscheiden oder auf dieselben Karten von Gehirnwäsche und Missbrauch des Gewissens ihrer Gläubigen setzen.

Die säkulare Welt ist eine Besonderheit. Kaum eine Zivilisation der Welt konnte je ohne einen teils dramatischen und nicht selten auch tragischen Einfluss einer, oder meist Schlimmer noch, mehrerer wetteifernder Religionen agieren. Den Stand der zivilisatorischen Entwicklung zu wahren in dem der religiöse und mithin unvernünftige und kultische Einfluss auf die Realpolitik so weit wie möglich zurückgedrängt ist und bleibt, ist die Aufgabe, die allen aufgeklärten modernen Bürgern obliegt.

Hier die Abstracts. Das Buch befasst sich mit folgenden spannenden Überlegungen:

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