Warum sollte einen das Thema ‚Religion und Wissenschaft‘ heute noch interessieren? Ist das nicht ein sehr eingeschränktes Themengebiet? Nein ist es nicht und hier ist warum: Beim Thema Religion, religiöse Gefühle und Glaube und der Begründung, Rechtfertigung derselben, geht es um nicht weniger als den Widerstreit im Menschen zwischen unbegründetem Glauben an etwas, der dazwischen stehenden Intuition und dem Verstand auf der anderen Seite.
Es handelt sich also um ein Thema, das in der psychischen Grundstruktur des Menschen aus unterbewussten Gefühlen und bewusstem Verstehen sehr grundlegend und dabei sehr entscheidend ist. Will der Mensch sich unbewiesenen Vermutungen oder intuitiv subjektiv erfahrbaren aber vielleicht auch fehlinterpretierbaren Glaubenssätzen hingeben, die nicht selten von Autoritäten, wie den institutionalisierten Religionen und Kirchen für ihn vorformuliert werden, oder will er aufgeklärt seinem eigenen Verstand folgen und sein eigener Herr sein.
Diese Frage wird umso brisanter, als letztere Variante ihn ein Stück weit aus dem Eins-Sein mit der Welt und seiner (Glaubens-) Gemeinschaft herauslöst und diese Freiheit, diese Unabhängigkeit, diese Individualität zwar Möglichkeiten eröffnet, aber auch Verunsicherung und Angst verstärken vermag. Gar nicht zu reden von der subjektiv empfundenen Sicherheit, die die Vorstellung bewirkt, geliebtes Abbild eines Gottes zu sein, verglichen mit dem Pendant, das die Wissenschaft und das Verstandesdenken auf der anderen Seite zu bieten hat, nämlich ein unbedeutender Sack Wasser auf einem x-beliebigen Fels-Stäubchen am Rand einer Durchschnittsgalaxis zu sein. Und diese Degradierung soll nur und ausschließlich zwecks der Freude an der objektiven also intersubjektiv erfahrbaren Wahrheit ertragen werden.
Wir sehen, die Frage nach Religion und Wissenschaft ist mitnichten eine akademische oder unserer Lebenspraxis ferne, sondern eine Frage nach der eigenen Überlebensstrategie: wollen wir uns Meinungsmachern, wie den Kirchen und ihren Organen ausliefern, Meinungsmacher, zu denen mitunter auch Ideologen von Politischen Strukturen gehören mögen, oder wollen wir uns auf unseren Verstand und die Kraft der klaren objektiven Sicht auf die Dinge verlassen und selbst unser Schicksal in die Hand nehmen.
Manche Dinge zeigen ihr Wahres Gesicht erst nach einiger Zeit. In der Rückschau lässt sich gut die Qualität mancher Analyse und darauf aufbauender Prognose bestimmen und damit die Qualität des Gesagten belegen – oder widerlegen. Schauen wir zurück…