99 Analyse vs. Historie

Wir müssen ganz entschieden trennen zwischen einem Untersuchungsgegenstand, der quasi zeitlos ist, also zu allen Zeiten immer gleich funktionieren wird, und solchen, die eine historische Entwicklung beinhalten, bei denen Teil des Gegenstandes ein in der Vergangenheit liegender zeitlicher Verlauf zu untersuchen ist – was natürlich prinzipiell unmöglich ist, da wir niemals die Vergangenheit besuchen können, um sie zu untersuchen.


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Beispiele für diese beiden Arten von zu untersuchenden Gegenständen wären zum Beispiel: alle physikalischen Naturgesetze, für die eine der vereinfachenden Paradigmen der Physik darin besteht, dass sie sich eben nicht zeitlich verändern. Ebenso wird eine völlige Unabhängigkeit von räumlicher Lage angenommen, so dass wir, solange wir nicht das Gegenteil erkennen, davon ausgehen dass alle physikalischen Gesetze die wir auf der Erde beobachten in unveränderter Weise zu allen Zeiten in der Vergangenheit als auch an allen anderen Orten im Universum so gelten. Dass es sich hierbei um Annahmen handelt die sich durchaus als falsch erweisen können, ist jedem seriösen Physiker bewusst. Allerdings lassen sich viele weit entfernte Vorgänge im Universum auf Basis dieser Annahme gut erklären. Da große Entfernung im Universum gleichzeitig bedeutet weit in die Zeit zurück zu blicken, können wir über die zeitliche Konstanz damit ebenfalls eine Aussage treffen und diese ist dieselbe wie über die räumliche Konstanz: auch weit in der Vergangenheit liegende Ereignisse scheinen sich mit den heute auf der Erde beobachteten physikalischen Phänomenen gut in Einklang bringen zu lassen.

Aufgrund des beschriebenen Erfolgs liegt es nahe, die erfolgreiche Methode der analytischen wissenschaftlichen Untersuchung aus der Physik heraus auf andere Fragestellungen anzuwenden. Diese Methode besteht unter anderem in Occams Razor. Dieses Prinzip, das vor allem die Wissenschaft von mystischen, i.e. nicht kausal erklärbaren Zusammenhängen freihalten soll, besagt, dass eine Erklärung so lange von für das beobachtete Phänomen nicht erforderlich Details bereinigt werden sollte, bis nur noch Faktoren übrig bleiben, die für die Erklärung eines Phänomens zwingend erforderlich sind. Erst dann sind wir bei einer Erklärung angekommen, die dieser strengen wissenschaftlichen Regel genügt.

Betrachten wir nun die zweite Art von Untersuchungsgegenstand von der oben die Rede war, nämlich die, die einen zeitlichen Verlauf nimmt, also insbesondere dadurch charakterisiert ist, dass wir durch die irreversibel des Zeitpfeils nicht in der Lage sind in die Vergangenheit zu reisen und die wahren Begebenheiten zu untersuchen. Beispiele für solche Untersuchungsgegenstände sind der Verlauf der Geschichte der menschlichen Zivilisation, die Evolution der Lebewesen und auch alle Teilaspekte solcher Vorgänge.

Eine ganze Reihe Teilaspekte sind im höchsten Maße strittig …

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